Der Fall
(Albert Camus)
Albert Camus: ?Der Fall?
Held (oder Anti- Held) des Romans ist ein ehemaliger Anwalt aus Paris, der seinen Job an den Nagel hing - obwohl er durchaus erfolgreich war ? und jetzt in Amsterdam lebt. Dort kann man in einer Amsterdammer Kneipe jeden Abend seine ?Bekenntnisse? erfahren.
Seine Zeit als Anwalt bilanziert er positiv, es ein ausgefülltes Leben gewesen, besonders in moralischer Hinsicht, er vertrat in erster Linie ?Witwen und Waisen?, genoss sein hohes ansehen im Pariser Establishment bis ihm erste Zweifel an seinem moralisch vorbildlichen Charakter kamen. An einigen Ereignissen lernt er seine ?Dunkle Seite? kennen. Zunächst wird er von einer Geliebten verlassen, aus verletzter Eitelkeit bittet er um einen Neuanfang in der Beziehung, um seine Geliebte dann selbst zu verlassen und sich auf diese Weise an ihr zu rächen. Ausschlaggebend für seine Hinwendung zur dunklen Seite ist allerdings ein anderes Erlebnis: Er wird Zeuge des Selbstmordes einer jungen Frau an einer Seine- Brücke. Sie springt ins Wasser, auf ihren letzten Hilfeschrei reagiert er nicht und am nächsten Tag liest er nicht die Zeitungen, um nicht mit seinem Scheitern konfrontiert zu werden.
Camus Werk, für das ihm der Literatur- Nobelpreis verliehen wurde, liefert eine überzeugende Studie eines narzisstischen Charakters. Der Erzähler tut alles, um seiner Eitelkeit willen, paradoxerweise auch die Selbsterniedrigung vor Unbekannten: Jeder richtet, um von seiner eigenen Schuld abzulenken, also Richter ist um kein Büßer sein zu müssen, also um von seiner eigenen Fehlbarkeit abzulenken. Er selbst ist nun Büßer, um nach Offenbarung seiner Fehler, Richter sein zu können. Er nennt dies Buß- Richter und gibt Buß- Richter als seinen Beruf an.
Der Fall ist vielleicht gerade in der Zeit von Talkshows und sonstiger ?Tyrannei der Intimität?
ein besonders aktuelles Buch, der Romanerzähler schient nicht so exzentrisch zu sein, wie es auf den ersten Blick erscheint, sondern ein Stück von uns.
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