Kollegengespräche
(A.J. Weigoni (Hg.))
Ausgang zu den Kollegengesprächen war die Rezeption von Literatur im Neuen Deutschland. Mit seinen Gesprächspartnern stimmte A.J. Weigoni weitestgehend darin überein, dass man Literatur nicht nur den "Fachleuten" überlassen sollte. Kann es eine Sprache zwischen Buchdeckeln geben, die den Lesern nicht auf die Nerven geht? Es ist bekannt, dass eine Seilschaft von Literatur-Wissenschaftlern einen Kreis von Germanisten mit Preisen und Stipendien versorgt und eine Literatur fördert, die keine Leser findet. Und auch die Autoren richten sich nach den Kriterien für Subventionen und schreiben Literatur für Kommissionen und Gremien. Man hat vergessen, dass es auch ein Publikum gibt. Die Romanschriftsteller kommen in diesem Land alle von der Universität. Dort hat man ihnen gezielt beigebracht, die Wirklichkeit zu vermeiden. Sie sollen kleine Romane schreiben, minimalistische Romane, psychologische Romane. Dieser Tölpelskreis lässt sich durchbrechen, die Künstler müssen selbstbewusst in den Diskurs eingreifen und nicht weiter das Feld den Zweitverwertern überlassen. Für diese Form von Kollegengespräche nahmen sich die Schriftsteller Zeit. Viel Zeit. Oft mehrere Monate. Mit einem etwas veralteten Medium ? dem Briefeschreiben ? stellen sie sich Fragen, die auch eine breitere Öffentlichkeit interessiert. Im Laufe der Zeit ergab das allmählich die Form einer journalistischen Gattung, das Interview, bei dem im günstigsten Fall zwei Insider über das reden, von dem sie mehr verstehen als "Literatur?Wissenschaftler". Deutschsprachige Literatur als demoskopisches Küchenstück? Obwohl unter den Zeltschrägen eines gemeinsamen Umschlages, bilden die Autoren dieses Projekts keine einheitliche Gruppe. Es gibt keinen gemeinsamen arspoeticagleichen Ansatzpunkt als den, Literatur anders einzuordnen, um schliesslich eine art literaturkritischer Mutation hervorzuzaubern. Eben durch die Verschiedenheit der Texte, durch die Unvereinbarkeit der gezielten Darlegungen und dank dieser Inkompatibilität werden die Autoren selbst zum Sinnbild der gegenwärtigen Lage der kulturellen Gesellschaft. Heutzutage scheint Literatur der Inbegriff des Fragmentarismus, der unsere Zeit ansteckt, dadurch charakterisiert und die typisch fin?de?siècle?belastete Verwirrung und Fassungslosigkeit der Methoden, der existentiellen Werkzeuge zum Ausdruck bringt. Diese Autoren wagen, jeder auf seine Art und Weise, eine Berufung der Methode einzulegen, indem sie eine Berufung der Rhetorik heraufbeschwören. In den Gesprächen mit den AutorInnen: Karlheinz Barwasser / Holger Benkel / Patricia Brooks / Barbara Ester / Klas Ewert Everwyn / GRAF?X / Wolfgang Kammer / Bruno Kartheuser / Axel Kutsch / Jens Neumann / Ulrich Peters / André Ronca / Ioona Rauschan / Dieter Scherr / Robert Stauffer / Angelika Voigt / Dieter Walter / Eva Weissweiler können wir einen Blick in das Arbeitszimmer der Schriftsteller der 90?er Jahre tun. Wir erfahren viel über ihre Arbeit an Lyrik, Prosa, Drama und über Arbeitstechniken im Studio, auf der Bühne oder im Internet. Und das nicht über "Literatur?Wissenschaftler" sondern aus erster Hand. Um den Bücherberg nicht zu vergrössern war dieses Buch als Printing on demand erhältlich. Die digitalisierten Daten konnten jederzeit abgerufen und in kleineren Stückzahlen gedruckt werden. Dieser Band war als bibliophile, limitierte Vorzugsausgabe erhältlich über: Ventil-Dreieck-Verlag. Im Netz kann man die "Kollegengespräche" nachlesen unter: http://www.vordenker.de/kollegen/kollegen.htm
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