Minima Moralia
(Theodor W. Adorno)
Kompletter Erfahrungsbericht Kein anderer Denker spaltet die Gemüter mehr als einer der Hauptvertreter der Kritischen Theorie, Theodor W. Adorno. Für die einen ist es ein wegweisender Theoretiker, der eine Kritik der bürgerlichen kapitalistischen Gesellschaft jenseits des Sowjetmarxismus etablierte und auch die einzige heute noch anerkannte Spielart Marxistischer Theorie begründete. Für die anderen ist es entweder ein langweiliger, kryptischer Theoretiker, mit dem sie in ihrem Studium gequält wurden, wobei der persönliche Erkenntnisgewinn ist ein geringer ist oder ein gänzlich fehlinterpretierter mißverstandener Theoretiker, dem man gerne das Label, ?antiamerikanistisch? anhängt. In der ?Minima Moralia?, findet sich eine Sammlung von Fragmenten, die zwischen 1944 und 1947 entstanden sind und deren Niederschrift anläßlich des 50ten Geburtstages seines engen Freundes Max Horkheimer am 14.02.1945 begann. Das bekannte Adorno Diktum ?Es gibt kein Richtiges im Falschen? entstammt z.B. der Minima Moralia. Allerdings ist dies auch eines der am meisten fehlinterpretierten Aussagen der Philosophiegeschichte. Die so genannte ?totale Verneinung? die in diesem Zitat zum Ausdruck kommt, soll kein Aufruf sein, die gesamte Welt um uns herum abzulehnen, sondern aufzeigen, dass gesamtgesellschaftliche Widersprüche sich auch in kleineren gesellschaftlichen Zusammenhang entäußern. Man kann nicht das richtige Leben anstreben und gleichzeitig die Widersprüche im ?Großen? unberücksichtigt lassen. Auch hier spielt Hegels Dialektische Methode eine integrale Rolle. Ich selbst gehöre auch zu denjenigen, die sich im Studium ausführlich mit Adorno beschäftigt haben, als sich Adornos Geburtstag am 11.09.03 zum 100 mal jährte, kamen zahlreiche Biographien, und auch Sonderauflagen seiner Werke auf den Markt. Als jemand, der viel in Bücherläden verkehrt, habe ich mir einige davon zugelegt, die seitdem auf meinem Bücherregal stehen und immer wieder zur erneuten Lektüre einladen. Eins dieser Bücher ist die ?Minima Moralia ? Reflektionen aus dem Beschädigten Leben.? Was hat es mit dem Beschädigten Leben auf sich? Das klassische ?Thema? der Philosophie ist die Lehre vom richtigen Leben. Über tausende von Jahren versucht die Philosophie Antworten auf die Frage, ?Wie sollen wir leben?? zu finden. In der jüngeren Philosophiegeschichte hat die Philosophie einiges dieser Frage aufgegeben, Adorno greift diese Frage in der Minima Moralia wieder auf. Wer die Wahrheit über das richtige Leben erfahren will, muss in der entfremdeten Form des Lebens mit seinen Nachforschungen anfangen. Dies versucht Adorno in der Minima. Er beginnt bei Reflektionen, die das Leben des Intellektuellen im Exil betreffen. Das ist ein Stück weit Adornos eigene Geschichte, er mußte 1933, wie viele Andere vor den Nazis fliehen. Von dort spannt Adorno den Bogen über psychologische, ästhetische und wissenschaftstheoretische Fragestellungen, ohne aber einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Um die Minima Moralia mit Gewinn lesen zu können, braucht man allerdings zwei Dinge. Viel Zeit, wie bei vielen großen philosophischen Texten. Oft ist es schwierig, einzelne Fragmente zu verstehen. Dazu kommt, dass sich viele von Adornos Gedanken nicht ohne erhebliche Vorkenntnisse in der Philosophiegeschichte erschließen. Von daher handelt es sich bei der Minima Moralia, wie bei den meisten Adorno Werken um alles andere als um leichte Kost.
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