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Der Blaumilchkanal
(Ephraim Kishon)

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Der Koblenzer Stadt-Kanal
oder
Das Venedig des Rheinlands
Sollten Sie schon vor längerer Zeit einmal in Koblenz gewesen sein,so vergessen Sie nicht,daß sich in letzter Zeit viel veränderte hat.Sie werden es bestimmt nicht mehr wiedererkennen.
Einst leer stehende Geschäftsräume und die grassierende Konjunkturflaute wurden von einem beherzten Koblenzer Arbeiter beseitigt.Der Müll und Unrat geich mit.Mit Koblenz geht es wieder aufwärts!.
Jetzt möchten Sie bestimmt wissen,wem und wie wir dieses zu verdanken haben.Nun,es begann folgendermaßen:
An einem Donnerstag kam der Verkehr an der Kreuzung Wöllershof und Hohenfelder Straße in aller Frühe zum Stillstand.Schon in der Morgendämmerung war in der Mitte der Straße ein Zelt erreichtet worden,und vier verrostete,in weitem Quadrat aufgestellte Öltrommeln zeigten an,daß Straßenarbeiten in Gang waren.Um 6 Uhr erschien ein Straßenarbeiter mittleren Alters,der einen fabrikneuen pneumatischen Drillbohrer hinter sich herschleppte.Um 6.30 Uhr zog er mit diesem Bohrer zwei fußtiefe,einander überschneidende Gräben durch das Pflaster,und zwar so,daß sie die vier Ecken der Straßenkreuzung durch ein "X" miteinander verbanden.
Um 7.00 Uhr ging er zum Frühstück.
Um 10.00 Uhr war das Chaos nicht mehr zu überbieten.Die Ketten der wild hupenden Autos reichten bis in die Außenbezirke von Koblenz.Berittene Polizisten,nach allen Seiten Befehle brüllend,sprengten umher,aber auch sie wurden vom höllisch siedenden Durcheinander verschlungen.Zu Mittag erschien die Polizei und beauftragte die zweiundzwanzig höchstrangigen unter den anwesenden Polizisten,um jeden Preis die Ordnung wiederherzustellen.Alle verfügbaren Ambulanzen und Löschwagen der städtischen Feuerwehr wurden zum Einsatz beordert und versuchten gemeinsam einen Durchbruch.Der Versuch scheiterte.Ein einziger behielt in diesem ganzen unbeschreiblichen Durcheinander den Kopf oben:der Mann,der die Straßenarbeiten durchführte.Ohrenbetäubenden Lärm machte der Drillbohrer in seinen Händen,während er sich langsam,aber sicher die Clemensstraße entlanggrub,Richtung Rhein.Den Leiter der städtischen Straßenbauabteilung traf man leider nicht in seinem Amtsräumen an. Der war nach Honululu geflogen,und sein Vertreter zeigte sich nur mangelhaft informiert.Auch der Bürgermeister hatte Wind von der Sache bekommen und entsandte einen Sekretär zu sofortigen Nachforschungen an Ort und Stelle.Der Sekretär passierte anstandslos die dreifache Polizeiabsperrung,trat an den drillbohrenden Arbeiter heran und nutzte eine kurze Pause im nervenzermürbenden Lärm zu der Frage aus,wann ungefähr mit der Beendigung der Arbeit zu rechnen sei.Dieser gab keine Antwort.
Gegen Abend gelang es der Polizei,mit übermenschlicher Anstrengung und stellenweise unter Verwendung von Tränengasbomben,eine Art Ordnung in das Chaos zu bringen,ihre berittenen Kollegen und deren Pferde im Zustand völliger Erschöpfung zu bergen und den gesamten Verkehr im Umkreis von fünf Kilometern zu sperren.
Zwei Tage später:
die Beamtenschaft hatte in den Archiven nach dem Straßenbauprojekt "Koblenz-Innenstadt" geforscht,hatte zwei verschiede Pläne gefunden und wußte nicht,welcher der richtige war.
Inzwischen hatte sich der Arbeiter bis zum Konrad-Adenauer-Ufer vorgegraben,vom unablässigen dröhnen seines Drillbohrers und von seinen vier rostigen Öltrommeln getreulich begleitet.
Fassungslos sahen die Bewohner der Hohenfelder Straße diese einstmals so wichtige Verkehrsader in eine von Schotter übersäte Landschaft verwandelt,auf dem sich selbst die Fußgänger nur mit Mühe fortbewegen konnten.
Aber die eigentliche Verkehrskatastrophe trat erst allmählich zutage.Infolge des Wegfalls von Hohenfelder Straße,Wöllershof und Pfuhlgasse waren die Seitenstraßen einer Überlastung ausgesetzt,der sich nur durch sofortige Verbreiterung beikommen ließ.Die Stadt nahm eine Anleihe auf,um die erforderlichen Geldmittel flüssig zu machen.Und da sich die Verlegung der Buslinien (KEVAG u.a.) als unaufschiebbar erwies,mußtenmehrere Wohnsiedlungen in aller Eile weichen.Koblenz war ab Innenstadt in Richtung Rhein nicht mehr zu erkennen.
Zwischen Beton.-und Schuttwällen zog sich ein tiefer Graben,von Wolken feinen Staubes überlagert.
Aus geborstenen Wasserleitungen schossen gelegentlich hohe Springfontänen empor.
Die noch verbliebenen Wohnhäuser standen leer.
Wenige Tage zuvor hatte der Arbeiter seine Bohrarbeiten durch eine geniale Linkswendung verkürzt und erreichte noch am selben Abend das "Deutsche Eck";den Zusammenfluß von Rhein und Mosel.
Was weiter geschah ist nicht mehr aufregend:Das Wasser ergoß sich in den vormals als "Hohenfelder Straße" bekannten Kanal,und alsbald schäumte es auch an die Ufer des Zentralplatzes.
Es dauerte nicht lange,bis die Stadt der neuen Möglichkeiten gewahr wurde,die sich da boten,bis die ersten Wassertaxis auftauchten und die ersten Privatmotorboote sich ihnen zugesellten.
Neues,pulsierendes Leben griff allenthalben um sich.
Die offizielle Inbetriebnahme der Wasserwege erfolgte in feierlicher Weise durch den Bürgermeister der für die planmäßige Vollendung des gewaltigen Projekts in bewegten Worten dankte und abschließend bekanntgab,daß Koblenz fortan den Beinamen "Venedig des Rheinlands" führen würde.



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