Joseph Und Seine Brüder
(Thomas Mann)
Dieses etwa 1200 Seiten umfassende vierteilige Werk beschäftigt sich intensiv mit dem 2. Buch Mose (Exodus) der Bibel. Der Roman gliedert sich in folgende Bücher: Die Geschichten Jaakobs (1933), Der junge Joseph (1934), Joseph in Ägypten (1936), Joseph der Ernährer (1943). Der zugrunde liegende biblische Text wird durch Thomas Mann einer sehr genauen und gedankenreichen Betrachtung und Ausdeutung unterzogen. Schon die etwa 60 Seiten umfassende Einleitung des Themas ist dazu gedacht, den Leser auf Thomas Manns umfassende Gedankengänge einzustimmen und auf die unaufhörliche, geheimnisvolle Abfolge in den unauslotbaren Tiefen der Zeit aufmerksam zu machen, vor deren Hintergrund sich auch unsere eigene Lebensgeschichte abspielt. Obwohl der Titel des Romans nur einen Teil der Exodusgeschichte anspricht, das Schicksal Josephs, der durch seine eigene Unreife seine Brüder solange reizt, bis sie ihn in die Sklaverei nach Ägypten verkaufen und ihn vor seinem Vater für tot erklären, umfasst der Roman den Inhalt des Exodus bis zum Tode Josephs inklusive der Geschichte Jakobs und seiner Frauen Rahel und Lea und greift auch noch darüber hinaus in das 1. Buch Moses (Genesis) in die Geschichte Abrahams und Isaaks. Die ungeheure Weitschweifigkeit mit der Thomas Mann erzählt könnte ermüdend wirken, wenn sie nicht so prall mit vielschichtigem Inhalt und geistvollen Andeutungen auf den gesamten Inhalt der biblischen alt- und neutestamentlichen Heilsgeschichte erfüllt sowie wirklich in meisterhafter Weise in einprägsamen und oft sehr komischen Bildern dargeboten wäre. Im Grunde einen weitereren Roman im Roman bilden die Erlebnisse Josephs während der Jahre, die er im Hause Potiphars, des reichen Ägypters verbringt, wo er sich vom einfachen Arbeitssklaven zu einer Art Geschäftsführer des Hauses Potiphar emporarbeitet. Besonders viel Sorgfalt verwendet ist auf die Zuspitzung seiner Situation durch die emporkeimende Verliebtheit der Frau des Potiphar in ihn, die ihn schließlich ohne eigenes Verschulden ins Gefängnis bringt. Dass Thomas Mann für diesen Roman, an dem er viele Jahre und mit langen Unterbrechungen geschrieben hat, eigens eine Studienreise nach Ägypten gemacht hat, merkt man manchen seiner Landschafts- und Situationsschilderungen durch die Intensität, mit der sie ihre Eindrücke vermitteln, an. Sehr schwer zu beschreiben ist der ganz eigenartige, subtile Humor, der das ganze Werk von Anfang bis Ende durchzieht und seltsamerweise das gesamte, gewaltige und manchmal sehr dunkle Thema des Buches genial bewältigbar macht. Wer sich auf das Buch einlässt, bekommt ein Bild davon, was unsere Gesellschaft im Moment durch die Überflutung mit billiger Unterhaltung zu verlieren im Begriff ist ? ein Gefühl für die Kraft der Sprache und des Geistes, der sich nicht nur von außen bestimmen lässt, sondern selbst denkt und deutet.
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