Novecento; Die Legende Vom Ozeanpianisten
(Alessandro Baricco)
Es ist eine von diesen einfachen aber unglaublichen Geschichten, die man wahrnehmen muss. Diese Verbindung, die sich zwischen dem Ozean, Novecento, dem Schiff Virginian und dem Klavier entwickelt, ist genial und taugt für alle Wechselfälle des Lebens und weit darüber hinaus. Ein kleiner Junge wird auf der Überfahrt von Europa nach Amerika geboren, und bevor die Passagiere das Schiff verlassen in einer Obstkiste, auf dem Klavier auf der Virginian ausgesetzt. Nein, man muss es wohl anders sagen, das Kind wird der Obstkiste, dem Klavier und der Virginian anvertraut, bis ein Matrose ihn findet. Das Kind bekommt von diesem einfachen Mann einen großen Namen. Das Ende dieses Namens lautet Novecento, neunzehnhundert, und zwar nach dem Jahrhundert in dessen erstem Jahr der Junge gefunden wurde. Als Novecento acht Jahre alt ist, stirbt sein Ziehvater. Der Kapitän will ihn an Land bringen lassen. Für Novecento ist das unmöglich. Er existiert nur durch das Schiff. Er verschwindet und die Virginian scheint ihm zu helfen. Wie sonst wäre es wohl möglich, dass er über zwanzig Tage versteckt bleibt, obwohl ihn die ganze Mannschaft sucht. Als er aus dieser Stille, die ihn auch unsichtbar gemacht hat, wieder auftaucht, ist nicht nur seine Verbindung zur Virginian besiegelt, sondern es stellt sich auch ganz selbstverständlich die Verbindung zu dem Klavier her. Denn er spielt das erste Mal. Es ist eine Legende. Und zwischen alltäglichen Begebenheiten gibt es mindestens genauso viele unglaubliche Einzelheiten wie es sich für Legenden gehört. Da ist z. B. die Geschichte mit der Zigarrette, die bei einem Klavierwettbewerb, den ein Jazzpianist und Novecento bestreiten, auf dem Instrument abgelegt wird und sich nur deshalb entzündet, weil Novecento zu spielen beginnt. Novecento weiß, dass für denjenigen noch nicht das Ende gekommen ist, der eine gute Geschichte und einen Freund hat, dem er diese anvertrauen kann. Als er selbst für seine gute Geschichte keine Verwendung mehr hat, weil er das Schiff nicht verlassen wird, so wie die Virginian auch immer für ihn da war, verschenkt er seine Legende an seinen besten Freund. Dieses Buch wird Leser erfreuen, die dichte Geschichten übeer außergewöhliche Menschen, die aber gar nicht wissen, wie ungewöhnlich sie sind, lieben. Wer Geduld hat mit Wahrheiten, die sich zuweilen hinter nichtalltäglichen Details verbergen, wird sicher mehrfach zu dieser Lektüre greifen. Mir gefällt der derbe Zauber dieser Legende, der durch die Einfachheit und Klarheit der skurilen Typen und durch die Mischung von alltäglichen Begebenheiten und die unglaublichen Ereignisse entsteht.
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